Ring Taxi
Unser Termin war perfekt gelegt. Eine halbe Stunde vor Beginn kamen wir in der BMW Lounge an der Nordschleife an. Eine Weile zuvor hatte es noch geregnet, aber mittlerweile war die Strecke wieder abgetrocknet und Full Speed stand im Grunde genommen nichts im Weg ^^

Nach ein paar Getränken, einer Verzichtserklärung und weiteren Blicken auf die umliegenden Supersportswagen, war es fast soweit. Die Ring Taxen (ja 2 oder sogar manchmal 3, wenns mich nicht täuscht) fuhren regelmäßig an um die Schar an Leuten die ein Ticket für einen Termin gebucht hatten, mitzunehmen.

Unser Taxi stand dann wie bestellt vor der Tür des BMW Pavillon: Ein BMW M5 mit 5 Liter V10 ohne jegliche Aufladung und 507 PS und 520 NM Drehmoment. Eine Höllenmaschine. Trotz dessen, dass sie dann mit Inhalt ca. 2 Tonnen gewogen haben muss, senkte das die Vorfreude auf diese Tour nicht, denn 4Kg/PS ist immer noch ein sehr respektiver Wert ;).

Im Anschluß stiegen wir allesamt mit einem Gewissen kribbeln im Magen ein, unwissend was uns bevor stehen sollte.
Vorher musste ich noch erfahren, dass eine Kamera in diesem Auto fehl am Platz war, sonst wäre jetzt wahrscheinlich ein schönes Ring Taxi Video in diesem Blog, aber was solls ^^
Ich hatte ja damit gerechnet, dass die Fahrt sehr schnell sein würde, aber da ich schon andere Videos aus dem Inneren dieses Ring Taxis gesehen habe, hatte ich keine Zweifel, dass das bei mir auch klappt. Nun gut, wenn der Fahrer persönlich mir dann noch davon abriet, dann wars wohl besser. Einen blauen Ring von der Linse ums Auge brauchte ich auch nicht unbedingt.

Als wir eingestiegen waren, lernten wir dann auch gleich unseren neuen Fahrer Walter kennen, der für die nächsten 10 Minuten unser Leben in den Händen hielt.
Sobald wir losfuhren legten sich die Seiten des Sitzes automatisch an meine Hüften an, damit ich einen perfekten Halt während der Fahrt haben würde.
Neben einigen Abklärmaßnahmen, in Form von "schneller" und "langsamer" sagen, war das einzige Problem jetzt noch die Fahrt zum Eingang der Nordschleife. Durch die Massen gestaltete sich das alles etwas schwerer als erwartet.
In der Zeit erklärte uns Walter, dass er schon 25 Jahre Ingenieur bei BMW sei und die Strecke x mal gefahren ist, was mich in dem Augenblick wirklich etwas erleichterte.
Dass BMW mir einen Laien vors Lenkrad setzt, war sicher nicht zu erwarten, aber dennoch ist es schön ein paar Fakten im Hinterkopf zu haben.
Während Walter weiterhin noch etwas über seine Arbeit erzählte, vergewisserte ich mich, ob auch der Power Knopf gedrückt war, schließlich hatten wir auch für 507 und nicht 400 PS bezahlt.

Kaum auf der Strecke bekamen wir dann auch schon den ersten Tritt in den Rücken. Bei Vollgas legte der M5 sofort los und sorgte dafür dass unsre Bauchmuskeln erst einmal kräftig gegen den Vortrieb gegenhalten mussten. Schon an den ersten 2 Autos vorbei flogen wir zu der ersten Kurve zu. Vorher hatte ich immer gedacht, dass das Gefühl dann eher so in Form "Er müsste doch längst bremsen, spätestens jetzt und er machts immer noch nicht" kommen würde, aber statt dessen konzentrierte ich mich lediglich auf die Fahrbahn und sah wie Walter das Auto mit quietschenden Reifen um die ersten paar Kurven wuchtete, wobei die Beschleunigungen uns in den Sitzen umherwarfen.

Der Zweifel an der Fahrweise, die man nicht kannte, verflog nach ein paar Kurven immer mehr und irgendwann hatte man das Gefühl das ewig weiter machen zu können und immer schneller.
Während das Auto mit 180 zwischen den Schikanen umherschoß, gestikulierte uns Walter aber lieber mit seiner Hand wie toll denn die Eifel und die Umgegend ist, während ich meine Augen aber lieber auf der Straße beließ um sicherzustellen, dass ich im nächsten Moment nicht das ganze grün im Gesicht habe.

Während der Zeit merkten wir aber, dass Walter ein Vollprofi war. Während wir noch nicht einmal den Ausgang einer Kurve sahen, trat er schon längst wieder voll drauf um mit möglichst viel Speed die Nächste der wenigen Geraden dieser Strecke anzusteuern.
Überholt hat uns ganz sicherlich keiner, da wir weit und breit die schnellsten auf der Strecke waren.
Selbst Honda Fireblades mit 170 PS und weniger als 2 kg/PS waren im Vergleich zu unserm Speed nur ein Hindernis auf der Strecke, die unser Fahrer sofort anblitzte und aushupte, damit sie überhaupt realisierten dass sie nicht die schnellsten auf der Strecke waren.

Schade ist eigentlich nur, dass die einzige richtige Gerade durch die Boxengasse verstellt war und es nicht gestattet war, mit vollem Speed durchzuheizen um die Höchstgeschwindigkeit dieses Gerätes zu ertesten. Verständlich, da wir dann wahrscheinlich mit 270 km/h einem anderen 120 km/h schnellen Auto aus der Zufahrt in der ersten Kurve hinten drauf fahren würden.

Einige Dinge ließen sich dennoch über das Ring Taxi herausfinden:
Erstmal ist es entriegelt, d.h. wenn eine lange Gerade vorhanden wär, könnte dort der M5 mit fast 300 Km/h entlang sprinten. Ich hab reichlich selten auf den Tacho, statt der Straße geguckt, aber selbst in den kurvigen Straßen hatten wir über 240 drauf.
Desweiteren ist der Verschleiß nicht gerade zu vernachlässigen. Neben der ständigen Wartung des Autos, verbraucht es bei der Fahrweise ca. 58-59 l/100 km (ein F1 Wagen hat ca. 100l/100 km) und ein Satz Reifen hält ca. 50 Runden, was Walter mit "Das sind immerhin fast 2 Tage" als äußerst positiv darstellte.
Nach diesen Fakten hegten wir auch langsam die Vermutung, dass die investierten 185 Euro nicht einmal ein Plus für BMW bedeutet, sondern mit allem Drum und Dran noch ein Bonus durch ein gewisses Werbemanagement drinstecken musste.

Nachdem die Fahrt dann (leider) vorbei war, ließ uns unser Fahrer dann wieder vor dem BMW Pavillon raus und verabschiedete uns freundlich.
Vorher standen wir noch wie 3 erwartungsfrohe Menschen am Rand, während wir nun 10 Minuten später von außen ein bisschen den Eindruck machten, als wären wir von einem Auto überfahren worden.
Es ist wirklich schade, dass man nicht sofort eine Extra Runde buchen konnte. Neben dem dennoch relativ teuren Preis ist dazu der Terminkalender nich dehnbar.

Wettertechnisch hätten wir es aber nicht besser treffen können. Weitere 10 Minuten später fing es wieder an zu regnen. Dadurch hätte sich die Runde von 8:50 Min bestimmt noch einmal verlängert.

Jetzt aber wussten wir endlich was es heißt in einem Auto zu sitzen, das aus der Abteilung "Motorsport" der Bayrischen Motoren Werke stammt....
Ein unvergessliches Erlebnis
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